Die Eibesthaler Chronik
In die Geschichte von Eibesthal sind drei wesentliche – weil weit über den Ort hinaus bekannt gewordene – Ereignisse eingebettet: die „Schneiderhänger“-Geschichte, der Waldprozess sowie die Passionsspiele. Darüber hinaus ziehen sich wechselnde weltliche und geistliche Vorherrschaften wie ein roter Faden durch die Geschichte des Ortes. Doch der Reihe nach.
Ca. 2500 v. Chr.
Eibesthal ist ein altes Siedlungsgebiet. Das bezeugt der Fund einer rund 4500 Jahre alten Wohnstelle, welcher 1922 gemacht wurde.
11. Jahrh. n. Chr.
Im 11. Jh. (1000 – 1100) war es im Weinviertel sehr trocken, wodurch das Gebiet entvölkert wurde. In Eibesthal dürfte es aber noch Reste der slawischen Bevölkerung gegeben haben, worauf der alte Name Iwanestal hindeutet.
12. Jahrh. n. Chr.
Ab Anfang des 12. Jahrhunderts gibt es über das Geschlecht der Herren von „Iwanestale“ wiederholt urkundliche Erwähnungen. So wird z.B. 1303 ein nicht näher genannter „Herr aus Eybestal“ als Beteiligter bei dem berüchtigten Handstreich auf das Stift Klosterneuburg genannt. Das Geschlecht stirbt Mitte des 14. Jahrhunderts aus.
1122
Als Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung darf man wohl das Jahr 1122 nennen. In den von Friedrich Weiskorn verfassten und 1770 herausgegebenen Schriften „Topographie von Niederösterreich“ findet sich unter „Eibesthal“ eine urkundliche Erwähnung in diesem Jahr unter dem Ortsnamen „Iwanestale“ (1150: Iwantale, 1156: Iwanstal).
1360
Im Jahr 1360 wird das Stift Klosterneuburg als Besitzer genannt. Aus dieser Zeit dürfte auch der älteste Teil der 1945 abgebrannten Pfarrkirche gestammt haben. 1375 ereignet sich ein großes Unwetter. Ca. 80 Häuser wurden rund um die Kirche weggeschwemmt und ca. 80 Tote waren zu beklagen.
1414
Eine Eintragung aus dem Jahre 1414 nennt die Herrschaft Liechtenstein als Besitzer von 58 Häusern. Ende des 15. Jahrhunderts geht das Gut Eibesthal, das damals schon zwei getrennte Dörfer, nämlich Nieder-Eibesthal und Ober-Eibesthal, umfasst, an die Familie Hertung. Nach deren Aussterben wird Eibesthal Kammergut und 1541 von Kaiser Ferdinand I. dem Hans Fünfkirchen zu Steinebrunn als Lehen übergeben.
Um 1530 wird ein Teich gegraben (der heute noch bestehende „Eisteich“ nahe der Kirche)
1530
Um 1530 wird ein großer Teich unterhalb des Niederdorfes, in der Nähe der heutigen Autobahn, für die Fischzucht gegraben. Die Riedenbezeichnung Teichfeld deutet heute noch darauf hin. Der Fischteich wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts wieder aufgegeben, da es im Weinviertel wieder zu trocken wurde.
1569
1569 kam es schließlich zur unrühmlichen „Schneiderhänger“-Geschichte:
Der Schneider Rothenthaler wurde – zu Unrecht – eines Diebstahls bezichtigt, eingekerkert und schrecklichen Folterungen unterzogen, an welchen er schließlich verstarb. Unter Mithilfe falscher Zeugenaussagen und gefälschter Dokumente wurde dem herrschaftlichen Richter ein Todesurteil abverlangt. Im Februar 1570 wurde der bereits Tote gehenkt, schwitzte jedoch noch 11 Wochen Blut. Das wurde den Eibesthalern unheimlich, der Prozess wurde neu aufgerollt und der tatsächlich Schuldige mitsamt jenen Leuten, die Rothenthaler um sein Glück gebracht hatten, verurteilt.
1530
Etwa 1530 bis 1750 scheint Eibesthal als Markt auf, wobei aufgrund der eher ungünstigen Verkehrslage kein stärkeres Marktleben entsteht.
1588
Um 1588 wird von Bernhard von Fünfkirchen zusammen mit dem „zwielichtigen“ Pfarrer von Mistelbach, Dechant Rupert Faschang, eine konfessionelle Wende zum Protestantismus eingeleitet. Selbst kaiserliche Zurechtweisungen erreichen keine Abkehr von diesen Bestrebungen. So wird auch kaiserlichen Kommissären von den Fünfkirchnern der Eintritt in die Kirche – in welcher die Eibesthaler Untertanen mit Spießen und Prügeln bewaffnet sitzen – verwehrt.
1651
Aufgrund eines langdauernden Prozesses, den Gundaker von Lichtenstein gegen Bernhard von Fünfkirchen führt, wird Eibesthal (nunmehr nicht getrennt genannt) 1651 endgültig mit der Liechtenstein´schen Herrschaft in Wilfersdorf vereinigt. Damit wird auch allmählich wieder der Katholizismus in Eibesthal eingeführt. Eibesthal wird eine freie Ortsgemeinde, welcher nunmehr kein Dorfrichter, sondern ein Bürgermeister vorsteht. Der letzte Dorfrichter und zugleich erste Bürgermeister heißt Ferdinand Karl.
1654
1654 reichten die „Untertanen des Marktes Eybesthal“ eine Klage gegen Fürst Hartmann von Liechtenstein ein. Es ging um die „Nutznießung der Holtzleuthen“. Fürst Hartmann verbot die Holzentnahme und verlangte Robot. Die Eibesthaler argumentierten, dass die Holzleiten „immer ruhiger Besitz“ der Gemeinde Eibesthal war und dass die uralten Grenzbäume noch vorhanden seien. Am 3. März 1657 erhielten die Eibesthaler Recht. Die Eibesthaler ließen die Urkunde drucken, in Nachbarorten hinterlegen und im „Gültbuch“ registrieren.
1713
1713 wird als Dank für die weitgehende Verschonung von der wütenden Pest die Rochuskapelle erbaut.
Um 1720 gibt es Pläne, die Straße Wien-Brünn über Eibesthal zu bauen (letztendlich abgeändert auf Wilfersdorf).
1809
Im Zuge der französischen Invasion 1809 wird die Eibesthaler Kirche hart mitgenommen, einige Kirchengegenstände (z.B. Die Reliquienmonstranz) werden geraubt.
1816
1816 wird der Friedhof, der ursprünglich um die Kirche angelegt war, aus „gesundheitlichen Gründen“ an seinen jetzigen Standort verlegt.
1820
Um 1820 wird der Kirchturm abgetragen und neu errichtet sowie die Kirche nach hinten verlängert.
1885
1885 wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet, 1887 die Dorfschule neu erbaut (heutiger Kindergarten, ursprünglich war sie im alten Gemeindehaus neben dem Pfarrhof) und 1913 ein neuer Pfarrhof gebaut.
1898
Ab 1898 (bis 1911) wurden in Eibesthal von Pfarrer Franz Riedling und Oberleher Rudolf Wedra initiierte Passionsspiele aufgeführt. Hierfür wurde eigens eine 800 Personen fassende Spielhalle vor der Schule auf dem Schafflerberg errichtet. Der beginnende Erste Weltkrieg setzt den weithin bekannten und erfolgreichen Spielen jedoch ein jähes Ende. Mit dem verbliebenen Gewinn wurde ein neuer Hochaltar angeschafft.
1904
1904 kommt es zu einem Großbrand in Eibesthal. Im Oberort werden 54 Häuser ein Raub der Flammen. Ein Toter, Herr Schwenk, war zu beklagen.
1928
1928 wird Eibesthal an das Stromnetz angeschlossen.
1945
Am 19. April 1945 wurden von der abziehenden deutschen Armee Teile des Unterortes und der Neustift sowie auch die Kirche in Brand gesetzt. Die Kirche brannte praktisch aus, nur der Hochaltar und der Seitenaltar blieben verschont.
1951
Die neue Kirche wurde am 15. August 1951 geweiht. Maßgeblich beteiligt an dieser großen Herausforderung eines Kircheneubaues war der aus Eibesthal stammende Prälat Jakob Fried.
1971
1971 wird die Ortswasserleitung errichtet.
1972
1972 endet die Existenz von Eibesthal als selbständige Gemeinde. Der Ort wird Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Mistelbach.
1975
1975 wird die Volksschule geschlossen, im Jahr darauf wird im Erdgeschoss des Schulgebäudes ein Kindergarten eröffnet.
1988
1988 wird die Milchkammer geschlossen. Sie wurde zwischen 1900 und1910 gegründet. Allgemeines Bestreben war, Großstädte mit Milch zu versorgen.
1996
1996 wird das Biotop errichtet.
1998
Der Regen- und Abwasserkanal wird zwischen 1998 und 2000 errichtet.
1999
Seit 1999 und dann ab 2000 im 5-Jahresrhythmus werden die Passionspiele wieder aufgeführt, und zwar als Figurenspiel.